Garmisch-Partenkirchen, und eine Fräse

Die Vierschanzentournee wird auch in der Anlaufspur entschieden, sagt Peter Riedel

Peter Riedel, in wenigen Tagen beginnt die 61. Vierschanzentournee, und zu dieser Wettkampfserie haben Sie ja – aufgrund des Austragungsortes Garmisch-Partenkirchen, eine besondere Beziehung.

„Ganz abgesehen davon, dass die Vierschanzentournee auf jeden Wintersport-Interessierten eine große Faszination ausübt, pflege ich gerade zu den Machern in Garmisch-Partenkirchen sehr gute Kontakte. Immerhin haben wir zusammen vor wenigen Jahren ein Projekt umgesetzt, das aufgrund des Zeitdrucks alles andere als einfach war. Tatsache ist, dass die Olympiaschanze von 1936 durch eine der modernsten Anlagen der Welt ersetzt wurde und somit auch eines unserer großen Prestige- und Vorzeigeobjekte ist.“

 

Als 2007 die Schanze neu gebaut wurde, erhielt Ihr Unternehmen den Zuschlag, die Anlaufspur zu verlegen. Und im Laufe der Zeit kamen immer wieder Neuerungen dazu.

„Die Anlaufspur in Garmisch hat eine Gesamtlänge von 103,50 Meter. Installiert wurde eine Double-Track-Spur, womit problemlose Winter- und Sommernutzung gewährleistet ist – einfach die eine Spur abdecken und die andere, danebenliegende, aufdecken. Und umgekehrt. Innerhalb von vier Wochen hatten wir die Anlaufspur hergestellt, doch wir hatten uns mit Partner REHAU entschieden, sie zu ebener Erde zu montieren und erst dann auf der Schanze einzubauen, wenn sie zu 90 Prozent fertiggestellt war. Wie geplant wurde Ende 2007 ein Continental Cup ausgetragen, und 2008 war der Österreicher Gregor Schlierenzauer der erste Sieger auf der neuen Anlage.“

 

Es kamen moderne Messtechniken und eine neue Fräsen dazu…

„Ja, vor einen Jahr installierte die Peter Riedel GmbH eine Messtechnik, die wohl einzigartig ist. Einerseits ist sie in der Lage, sportwissenschaftliche Daten zu generieren, die den Trainern der verschiedenen Mannschaften exklusiv zur Verfügung stehen, andererseits sind einige Zahlen und Fakten auch für die Öffentlichkeit interessant, und diese werden medial verbreitet – etwa die vom Sportler aufgewandte Kraft in den beiden, soll heißen, ob er ,im Gleichgewicht‘ agiert, oder die Reaktionszeiten. ,Zu früh‘ und ,zu spät‘ am Schanzentisch ist in Garmisch-Partenkirchen keine Sache des Augenmaßes mehr, sondern eine belegbare Größe. Mitzuverfolgen ist dies am 1. Januar auf ARD!
Vor wenigen Wochen wurde eine neue Fräse nach Bayern geliefert, damit den neuen Regulativen der FIS, bezüglich der Tiefe der Anlaufspur beispielsweise, vollkommen Genüge getan werden kann.“


Wenn man eine Skisprunganlage betrachtet, dann erscheint eine Fräse aber doch ein vernachlässigbares Detail zu sein…

„Ist es aber nicht. Die Fräse schneidet mit ihren Messern Rillen in den Eisblock. Und diese Rillen sorgen dafür, dass der Skispringer optimal gleiten kann und noch mehr Luft unter seinen Ski spürt. Der Gleitreibungskoeffizient wird minimiert, und die Anfahrt zum Schanzentisch ist frei von Buckeln und Stößen. Die Fräse aus unserem Haus  verfügt u. a. über ein neues Fahrwerk, ein innovatives Drei-Achs-Frässystem und über spezielle Messer, die das Eis noch besser strukturieren.


Wer wird die Tournee 2012/13 gewinnen?

„Oh, da bin ich wohl der falsche, der gefragt wird. Ich schließe mich aber den Experten an, die einen großartigen Zweikampf zwischen Österreich und Deutschland prognostizieren, und bin wie ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner gespannt, wie die jungen Deutschen Wilden mit dem Druck, der in diesem Ausmaß erstmalig auf ihnen lasten wird, umgehen. Ich hoffe, dass die Tournee bis zum letzten Sprung in Bischofshofen spannend bleibt. Und ich weiß, dass sie auch in den Anlaufspuren, als auch in jener von Ski-Line in Garmisch-Partenkirchen, entschieden wird.“


Besten Dank für das Gespräch, viel Spaß bei der Tournee 2012/13 und alles Gute im Neuen Jahr!

Lesen Sie Ende Januar 2013
Anlaufspuren aus dem Setzkasten. Zu Besuch bei der Peter Riedel GmbH.