Vielfalt von Bausystemen und Produktentwicklung wird bei Ski-Line dem Kooperationsprojekt von Peter Riedel und der REHAU AG großgeschrieben
Peter Riedel, wir stehen mitten im Weltcupwinter, die Nordische Ski-Weltmeisterschaft in Val di Fiemme ist wenige Wochen entfernt – und mit welchen Sportlern man auch immer spricht, sie schwärmen alle von Ihren Anlaufsystemen. Lassen Sie uns also einmal über Ihr Unternehmen reden. Wie hat alles eigentlich begonnen?
„Begonnen hat es früher als angenommen. Zwar gibt es das Unternehmen auch schon seit 2003, aber ich zehrte und zehre vom Erfahrungsschatz meines Vaters Eberhart, der ja nicht nur ein begnadeter Alpinfahrer war, sondern später Trainer von Skispringern. Auch er hatte zwischenzeitlich großen Anteil daran, dass aus Jens Weißflog ein Weltstar wurde.
Seit 2005 arbeiten wir mit REHAU zusammen, und es ist eine Erfolgspartnerschaft! Das Unternehmen ist international aufgestellt, hat einen Namen, der aufhorchen lässt. REHAU spielt eine sehr große Rolle in unserem System, und ich bin froh, dass wir auch die nächsten Jahre unseren gemeinsamen Weg fortsetzen.
Was die Peter Riedel GmbH aber vor allem auszeichnet, ist der Umstand, dass wir von betrieblicher Seite her unheimlich viel in die Forschung investieren und somit immer die neuesten Herstellungstechnologien anbieten können. Auch wir sind letztlich zu einem international agierenden und anerkannten Unternehmen geworden, das Spezialisten aus der ganzen Welt an sich bindet. Mit der Universität für Sportwissenschaften in Salzburg arbeiten wir beispielsweise bei unserem Data- und Media-Track, also den Messplattensystemen, zusammen. Wichtig ist mir, dass wir selbst alles hinterfragen sowie offen und kritisch mit Anregungen, Empfehlungen und Meinungen anderer umgehen.
Data- und Media-Track, die bei der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen für mediales Aufsehen gesorgt haben, sind die letzten Entwicklungen aus Ihrem Haus...
Korrekt. Diese lassen sich in jede von uns mit-erbaute Schanzenanlage integrieren. Wir bieten aber vor allem eine Vielfalt von Spursystemen an. Den Mobile-Track für die transportablen Kleinst- und Kleinschanzen, den Junior-Track, eine Trainingsspur für die Nachwuchsarbeit von Vereinen, den Double-Track, wobei Sommer- und Winterspur nebeneinander liegen, den Track-in-Track, bei dem Sommer- und Winterspur in einer einzigen Spur angelegt sind, den Double-Track plus, einer ausbaufähigen Variante des Double-Track. Dazu gibt es auch eine Eisfräse mit einem ausgeklügelten Messersystem, die den Vorteil hat, an unser Fahrschienensystem gekoppelt zu sein. Wenn es somit Höhenunterschiede in der Spur gibt, ist unser System das einzige, das im Profil millimetergenau fräsen kann. Und auch die Windensysteme für die Fräse, oder die Abdeckplanen für die Winter- und Sommerspur, oder die Heiz- und Kühlanlagen kommen von uns: Wer auf unsere Produkte setzt, bekommt somit alles aus einer Hand! Selbstverständlich sind alle Produkte FIS-konform, und selbstverständlich liegen auch alle entsprechenden Zulassungen vor. Mehr noch. Da die Gesetzgebung der EU vorsieht, dass Kühlanlagen gewartet gehören, bieten wir automatisch auch Wartung und Service mit an – dies wird von den Schanzenbetreibern auch gerne angenommen!
Sie erwähnen Heiz- und Kühlanlagen. Wie sieht es diesbezüglich mit Energieeffizienz und Umweltschutz aus?
Dies sind absolut wichtige Themen für uns! Umweltstandards werden selbstverständlich eingehalten – nicht nur in Europa, sondern weltweit, überall dort, wo wir Schanzen mit-bauen -, und im Sinne unserer Auftraggeber wollen und müssen wir die Nachfolgekosten so gering wie möglich halten. Deswegen hat die Peter Riedel GmbH für sich dieses Gütesiegel eingeführt: „Energieeffizient. Ressourcenschonend. Wirtschaftlich.“ Wir wollen eben mit immer weniger Energie das Maximum an Kühlleistung erreichen.
Peter Riedel, was bringt die Zukunft?
Nun ja, wir haben bereits einen Entwicklungsvorsprung, weil wir mit blankem Eis arbeiten, während Mitbewerber Schneespuren bauen. Deswegen fahren die Athleten und Athletinnen auf unseren Spuren auf einen 7,5 cm dicken, festen Eisblock an, während es bei anderen vielleicht 2, 3 cm sind. Doch wir sind mit unseren Entwicklungen noch lange nicht am Ende. Reden wir beispielsweise von den Noppen, die in Sommerspuren oder gemischten Spuren eingebaut werden. In diesem Bereich sind wir mit den verschiedensten Kunststoffmaterialien gestartet, haben dann die Kunststoff-Keramik-Noppe eingesetzt. Heute sind wir beim reinen Porzellan, um der Beschaffenheit von Schnee am nächsten zu kommen, und dies ist aktuell nicht zu toppen.
Letztlich geht es meinem Unternehmen darum, sich weiterhin als Wintersportspezialist zu etablieren. So wie sich beispielsweise auch die Anzüge der Skispringer ändern, wollen auch wir die Fortschritte im Sprunglauf unterstützen und mitbegleiten. Gerade das Zusammenspiel zwischen Anlaufspur und Anfahrtsgeschwindigkeit ist ein noch nicht gänzlich ausgereiztes Thema. Wie wir in Garmisch-Partenkirchen demonstriert haben, kann mit bester Fräse-Technologie die Anfahrtsgeschwindigkeit klar erhöht werden.
Was mir auch persönlich am Herzen liegt: die Nachwuchsförderung. Deswegen unterstützen wir die Kinder-Vierschanzentournee, die im Juli und September in Hinzenbach, Bischofshofen, Reit im Winkl und Berchtesgaden ausgetragen wird. Im Vorjahr waren knapp 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit dabei!
Besten Dank für das Gespräch, und weiterhin viel Erfolg!
Lesen Sie Ende Februar 2013: Schanzen, die Geschichten schreiben: Trondheim (NOR) und Nischny Tagil (RUS)