RASCHAU/GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Im Winter stehen sie im Mittelpunkt des Interesses. Da sind die Schanzenanlagen von Garmisch-Partenkirchen oder Trondheim, von Chaux-Neuve oder Zao in aller Munde: dann nämlich, wenn die Weltcupserien des Internationalen Skiverbandes an diesen Bakken Station machen. Und ein paar Tage später sind die Wettbewerbe Vergangenheit, die Sieger gekürt, die Resultate analysiert – weiter geht’s zu einer neuen Anlage.
Und so hat es für viele den Anschein, als wären die schönsten und prominentesten Skisprung-Anlagen der Welt eben für genau eine, oder zwei, Konkurrenzen fein rausgeputzt und würden dann wieder eingemottet, bis zum nächsten Tourneespringen beispielsweise. Nach dem Motto: aus den Augen, aus den Sinn.
Die Realität widerspricht auf eindrucksvolle Art und Weise. Wenige Tage nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen wurde an gleicher Stelle ein Wettbewerb zum Deutschlandpokal durchgeführt – bei dem bei strömenden Regen die Peter Riedel-Spur bestens hielt -, später wurde das FIS-Cup-Finale organisiert. Und auch im Sommer gibt es internationale Schüler-Springen oder nationale Wettbewerbe. Hinzu kommt das Angebot des Trainings an verschiedene Organisationen und Nationen. Um beim Beispiel Garmisch-Partenkirchen zu bleiben: Dort lassen sich häufig die Schüler aus dem österreichischen Stams blicken, einer Kaderschmiede des Österreichischen Skiverbandes. Auch kommen immer mehr Nationalmannschaften nach Bayern, sagt Michael Maurer, Präsident des SC Partenkirchen: „Mitteleuropäische Athleten sparen sich einerseits den Trip nach Skandinavien, können aber andererseits im Herbst schon auf Eis springen. Und gleichzeitig ist das Training auf der Olympiaschanze ja auch die beste Vorbereitung für das Neujahrsspringen.“
Auf alle Fälle ist klar, dass es sich bei einer modernen Schanzenanlage – salopp formuliert – wie mit einem Auto verhält. Zweimal im Jahr muss umgerüstet werden, von Winterreifen auf Sommerreifen, von Winterspur auf Sommerspur, und zurück. Hinzu kommt, dass, nachdem der Schnee abgetaut ist, die Schneehaltenetze auf den Matten entfernt und diese noch vor dem ersten Schnee im Spätherbst wieder angebracht werden müssen.
Eine Skisprunganlage, gleich ob in Garmisch-Partenkirchen oder in Hinzenbach, in Courchevel oder Tschaikowski, ist somit ein „Ganzjahresprojekt“ – immerhin hat die Errichtung auch schönes Geld gekostet, weswegen sich die Sportstätten rechtfertigen und rechnen müssen (oder sollten).
Ohne Wartung des Anlaufspur-Systems „Double-Track“ wäre ein Ganzjahresbetrieb indes unmöglich, und Michael Maurer ist froh, dass die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen mit der Firma Riedel einen Wartungsvertrag abgeschlossen hat. Dieser ist umso wichtiger, da die vorhandenen Daten-Systeme die Tourneeschanze – gemeinsam mit einigen anderen Anlagen weltweit – besonders sensibel macht. Verschiedene Sensoren und feinmechanische Elemente müssen beispielsweise überprüft werden, und die Druckmessplatten gehören neu ausgerichtet – so, wie eben auch bei Autos der Luftdruck der Reifen angepasst wird.
Nochmals Maurer: „Wenn Wolfgang Riedel zu uns kommt, dann stellt er von Winter auf Sommer, oder andersherum, um. Er überprüft die Leitungen, checkt, ob genügend Kühlmittel in den Behältern ist, kurzum tut all das, damit wir gelassen sein und ein gutes Gewissen haben können. Der Erfolg unserer Anlage basiert auch auf dieser guten Partnerschaft, und wir brauchen uns um den Anlauf nicht mehr kümmern – das nächste Neujahrsspringen kann kommen!“ Und bei diesem ist auch Firmeninhaber Peter Riedel selbst mit an der Spur – denn dem Zufall wird im Hause Riedel nichts überlassen.
Schanzenanlagen stehen eben, zumindest für die Betreiber, zwölf Monate im Jahr im Mittelpunkt des Interesses!