Die derzeitige Situation ist für Schanzenbetreiber alles andere als einfach. Die Energiekosten für die Beschneiung, Beleuchtung, Gebäude-Betriebskosten, Kühlung etc. schießen durch die Decke. Die Köpfe rauchen, um den Trainings- und Wettkampfbetrieb halbwegs wirtschaftlich rentabel abzuwickeln.
Ein nicht unerheblicher Teil dieser Energiekosten fließt dabei in die Kühlanlagen für die Eisspuren. Um einige Zahlen zu nennen: Die meisten Kühlanlagen laufen mit 40-50 Kilowatt - bei einem normalen Sprungbetrieb sind das 10.000 bis 15.000.- Euro Energiekosten pro Winterhalbjahr. Viele Betreiber ächzen unter den steigenden Energiekosten und können diese teilweise nicht mehr stemmen. Oder wollen sie nicht mehr stemmen, da die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt wird. Hinzu kommt, dass durch den Klimawandel die Durchschnittstemperaturen - wenn auch nur langsam - ansteigen. Der Energiebedarf zum kühlen erhöht sich weiter. Ein Teufelskreis. Noch redet niemand darüber, aber das Thema wird kommen, da bin ich mir sicher.
Wie weit die Debatte fortgeschritten ist, zeigt das Beispiel des Eishockeyvereins Schönheider Wölfe. Das „Aufeisen“, wie man den Vorgang des Eis-Aufbereitens in der Eishalle nennt, ist aufgrund der Energiekrise auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Klar, die Kühlkosten für eine Eishalle sind um ein vielfaches höher wie für eine Eisspur, jedoch sind die Sparmaßnahmen auch längst in der Skisprungwelt angekommen. So findet z.b. die Deutsche Meisterschaft im Skispringen kommendes Wochenende in Hinterzarten nicht auf Eis, sondern auf der Sommerspur statt. Damit lässt sich die gleiche Konsequenz ableiten, nämlich diese, dass der Leistungssport unter der Energiekrise leidet.
Was können wir tun, damit auch in Zukunft der Betrieb der Anlaufspuren gewährleistet ist? Ist die Eisspur noch zeitgemäß? Welche anderen Lösungsansätze gibt es, um den Betrieb der Anlage zu gewährleisten und in weiterer Folge so wirtschaftlich wie möglich zu gestalten? Alles Fragen, die nun vor allem in Zusammenhang mit dem Klimawandel, den steigenden Energiepreisen sowie der Energiekrise immer wieder auftauchen.
Man muss in Zukunft Systeme etablieren, die das ganze Jahr über funktionieren und so wenig wie möglich Energie verbrauchen. Eine Möglichkeit wäre, auch im Winter auf Porzellanspuren ohne Eis anzufahren und auf Schnee zu landen. Eine weitere wäre, die „älteren“ Kühlaggregate durch neue effizientere auszutauschen. Denn die in älteren Geräten verwendeten Kältemittel R404a und R410a haben nur noch eine bedingten Zulassung. Doch können wir damit den steigende Temperaturen und explodierenden Energiekosten nachhaltig entgegenwirken? Gibt es in 5, 10, 15 Jahren überhaupt noch eine Eisspur?
In anderen Bereichen hat sich die letzten Jahre schon einiges getan. So zum Beispiel wird das Wasser für die Spurbewässerung am Bergisel in Behältern aufgefangen und wiederverwendet. Oder die alte Spur der Normalschanze in Trondheim am Midtstubakken in Oslo wiederaufgebaut und dort noch effizient genutzt, anstatt sie wegzuwerfen. Das sind best practice Beispiele im ressourcenschonenden Umgang und gelebter Nachhaltig.
Im Thema Energieverbrauch hinken wir jedoch noch hinterher. Und das gewaltig.
Ich denke, dass es bereits jetzt an der Zeit ist, sich darüber Gedanken zu machen. Der internationale Skiverband FIS ist gefordert, sich auf zukünftige Szenarien vorzubereiten und schon jetzt ein Umdenken in Sachen Energieverbrauch einzuleiten.
Dass sie durchaus bereit sind, sich auf neues Terrain zu wagen, zeigt der diesjährige Weltcupauftakt in Wisla. Noch vor einigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, auf Matten einen Weltcup auszurichten. Heute, einige Jahre später, sind wir genau da.
Wie steht ihr zu diesem Thema?