Gefährliche Selbstumbauten!

Mittlerweile bin ich fast 20 Jahre im Geschäft und habe so einiges gesehen. Es hat sie schon immer gegeben, die Anlagenbetreiber, die in Eigenregie Sachen bauen, umbauen und reparieren.

Ich kann euch sagen, da waren teilweise wirklich wilde Sachen dabei, bei denen ich mich gewundert habe, wie sowas überhaupt funktionieren kann. Oft konnte man einfach nur von Glück reden, dass nichts passiert ist bei den dilettantischen Versuchen, die Sprunganlage selbst zu reparieren oder in Betrieb zu nehmen.

Mit der zunehmenden Professionalisierung des Sports in den letzten Jahren wurde diese Entwicklung aber weniger, was generell sehr zu begrüßen war. Das Interesse am Sprungsport wuchs und man hatte das Gefühl, dass Schanzenbetreiber nichts dem Zufall überlassen wollten, sei es bei der Wartung der Anlagen, bei der Inbetriebnahme der Spur oder der Wettkampfbetreuung.

Mit der steigenden Inflation und der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage können wir beobachten, dass das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlägt. Die Zahl der selbsternannten Spur- und Schanzenkonstrukteure nimmt wieder zu. Klar, in Zeiten wie diesen muss jeder schauen, dass er so kosteneffizient wie möglich arbeitet.

„Da kann man ein paar Euro sparen, hier verschieben wir diese Wartung, das brauchen wir jetzt doch nicht, das machen wir doch lieber selber, das bekommen wir ja viel billiger“….die Argumente sind vielfältig, genauso wie der Ausgang solcher „Heimwerkerprojekte“.

In seltenen Fällen funktioniert es gut und alles passt einwandfrei. Meistens jedoch geht der Schuss aber nach hinten los, und dann kann man von Glück reden, wenn nichts oder niemand zu Schaden gekommen ist. Dann sind es Professionisten wie wir, die gerufen werden, um nicht doch die notwendige Reparatur durchzuführen oder Fehler auszubessern, die der Schanzenbetreiber selbst durch fehlende Kenntnisse verursachte.

Qualität kostet. Sie hat schon immer was gekostet und wird es auch weiterhin tun. Dafür kann man sich als Betreiber aber sicher sein, dass alles ordnungsgemäß vom Fachmann gebaut, gewartet und abgenommen ist. Dazu ist man als Schanzenbetreiber meiner Meinung nach auch verpflichtet. Aber vor allem ist man es den vielen Sportlerinnen und Sportlern schuldig, die tagtäglich auf den Anlagen trainieren. Sowohl unser Nachwuchs als auch die weltbesten Athleten verdienen die beste und sicherste Infrastruktur, und das sollte keine Frage von Geld sein. Das Thema Haftung schwebt dabei immer wie ein Damoklesschwert über den Verantwortlichen. Denn die will im Falle eines Unfalls nämlich selten jemand übernehmen.

Deshalb: Denkt mal darüber nach und ruft euch diese Zeilen in Erinnerung, bevor ihr selbst bei kritischen Sachen Hand anlegt und den Schraubenzieher zückt.

Euer Peter Riedel