Quo Vadis Fichtelberg?

Was international in vielen Skigebieten schon seit Jahren praktiziert wird, hält jetzt auch bei uns in Oberwiesenthal Einzug. Die Rede ist vom sukzessiven Verkauf unseres Skigebiets, dem Fichtelberg. Was mit den Liftanlagen begonnen hat geht jetzt weiter mit dem beliebten Berghotel, dem Fichtelberghaus. Dazu möchte ich mit euch einige Gedanken teilen. 

Zuerst möchte ich betonen, dass es meiner Meinung nach die richtige Entscheidung war. Nur ein finanzkräftiger Investor hat mitunter die Möglichkeit, aus unserem Skigebiet wieder das zu machen, was es einmal war. Ich erinnere zurück an die 60iger Jahre, in denen unsere Region das „sächsische Sankt Moritz“ genannt wurde. Damals boomte das Skifahren regelrecht und das Skigebiet und die Infrastruktur rund um den Fichtelberg florierte. Der Auslöser für diesen Boom waren unter anderem die damaligen internationalen Erfolge der alpinen Skirennläufer vom Fichtelberg. Mein Vater Eberhard Riedel war ebenso Teil dieses „Wunders vom Fichtelberg“, gemeinsam mit seinen Sportkameraden Ernst Scherzer, Peter Lützendorf und dem Erfolgstrainer Joachim Loos.

Dass sich die Uhren weiterdrehen und Skigebiete überall mit neuen Herausforderungen kämpfen, ist klar. Ein großes Thema ist der Klimawandel, den man vor allem in niedrigeren Lagen zu spüren bekommt. Das ist ein Faktum. Aufgrund der vielfach angespannten Schneesituation kann man es den potentiellen Gästen und Urlaubern nicht übelnehmen, wenn diese im Winter in höher gelegene und schneesichere Gebiete ausweichen. Folglich kämpfen Skigebiet-Betreiber gleich an mehreren Fronten. Einerseits die rückläufigen Besucherzahlen, andererseits der ständige Innovations- und Modernisierungsdruck, dem man ausgeliefert ist. Um ein einzigartiges Urlaubs- und Skierlebnis zu bieten, muss Schneesicherheit herrschen, aber auch Lifte, Gastronomie und Hotellerie in einem ansprechenden und modernen Zustand sein. 

Jedes Jahr sind Investitionen notwendig, die zuerst einmal verdient werden müssen. Dazu kommt, dass sich mit den geänderten klimatischen Bedingungen die Skigebiete neu erfinden müssen. Um langfristig bestehen zu können, muss ein Transformationsprozess eingeleitet werden. Vom klassischen Winter-Skigebiet weg hin zum Ganzjahres-Unterhaltungsberg mit Abenteuerspielplätzen, Flying Fox, Trampolinpark, Sommer-Rodelbahn, Mountainbike Trails und was weiß ich noch.

Und genau in dieser schwierigen Lage befindet sich der Fichtelberg und somit die gesamte Region Oberwiesenthal. Die finanziellen Aufwendungen für notwendige Adaptierungen sind für die öffentliche Hand zu hoch, um diese vor dem Steuerzahler zu rechtfertigen. 

Deshalb ist die Lösung mit einem Privatinvestor sicherlich die Beste, zumal der Investor aus betriebswirtschaftlicher Sicht handelt. Im besten Fall wird die Infrastruktur so erneuert und optimiert, dass ganzjährig ein profitables Wirtschaften am Fichtelberg möglich ist und dadurch auch die Region profitiert. Andere Hotels, Geschäfte, Cafés und der gesamte Ort können am Aufschwung eines Skigebiets teilhaben. Oder auch vom wirtschaftlichen Niedergang mit in die Tiefe gerissen werden, sollte es nicht möglich sein, das Gebiet wirtschaftlich zu betreiben. Und genau das ist die Kehrseite der Medaille. Wenn man damit kein Geld verdienen kann, dann hat der private Mann - anders als die öffentliche Hand - kein Interesse, den Betrieb fortzuführen. Wenn das Ganze einmal verkauft ist, dann ist es verkauft. Dann noch öffentliche Interessen - Stichwort Naherholungsgebiet - durchzudrücken ist mit einem wirtschaftlich negativen Geschäft des Investors ein Ding der Unmöglichkeit. Außer man hat das große Glück, dass der private Investor gleichzeitig als Mäzen der Region auftritt - was ich in diesem Falle mal nicht weiter kommentieren will. 

Was ich als sehr positiv empfinde ist, dass der Investor bereits Pächter des Fichtelberghauses und Eigentümer der Lifte ist. Seit letztem Jahr betreibt er auch eine Sommerrodelbahn, die sehr gut angenommen wird. Ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg zum alleinigen Eigentümer des gesamten Fichtelbergs, was enormes Potential mit sich bringt. Ich möchte noch zwei kritische Fragen in den Raum werfen, die bis heute nicht gestellt wurden.

Welches Ziel verfolgt der Investor genau? Will er wirkliches Geld verdienen? Will er wirklich was in der und für die Region weiterbringen? Ist es ihm auch ein „echtes“ Anliegen, dass das Skigebiet am Fichtelberg so weiter bestehen bleibt? Will er irgendwann das Skigebiet wieder zum „sächsischen St. Moritz“ oder gar zu „Kitzbühel“ machen? Oder nutzt er das Investment nur, um Geld zu parken und es als steuerliches Abschreibungsprojekt zu sehen? Sollte das der Fall sein, dann kann es unter Umständen ganz schnell gehen mit dem Verfall des gesamten Skigebiets, wie es bereits einige Beispiele kleinerer Skigebiete im benachbarten Ausland gibt.

Und wieso hat man das Ganze nicht schon vor 10 bis 15 Jahren gemacht? Man hätte dadurch viel Zeit, Geld und Energie gespart. 

Wir sollten auf jeden Fall Augen und Ohren offenhalten und wachsam sein, wohin die Reise mit unserem so geliebten Ausflugsziel und Skigebiet Fichtelberg geht. Vielleicht sind wir in einigen Jahren wieder das sächsische Sankt Moritz? Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt.

Euer Peter Riedel