Wer hätte gedacht, dass im Skispringen einmal Elemente des Fussballs eingeführt werden? Ich zugegebenermaßen nicht. Dass der internationale Skiverband nach den Vorkommnissen bei der WM in Trondheim reagieren musste, war aber auch irgendwie klar.
Für alle, die es noch nicht aus den Medien mitbekommen haben, hier eine kurze Auffrischung in Sachen Materialkunde.
Wer künftig wegen eines nicht regelkonformen Anzugs disqualifiziert wird (oder gar nicht erst starten darf) erhält eine gelbe Karte. Ähnlich wie im Fußball als eine Art Verwarnung. Bekommt derselbe Athlet eine weitere gelbe Karte, führt das zu einer Sperre. Und zwar entweder für einen Wettkampftag oder ein ganzes Wochenende, abhängig davon, wie viele Wettbewerbe an einem Austragungsort geplant sind. Der gesperrte Athlet darf für dieses Wochenende auch nicht ersetzt werden, wodurch die Nation einen Startplatz verliert. Bei einem Teamspringen wird künftig die gesamte Mannschaft aus dem Bewerb genommen, sollte bei einem Athleten ein Materialvergehen festgestellt werden. Bisher war lediglich der Sprung gestrichen worden.
Allein schon wegen meiner Tätigkeit als Spurbauer bin ich ein Verfechter von fairen Bedingungen. Auch in meinem Bereich ist es das oberste Ziel, vom ersten bis zum letzten Springer faire Bedingungen im Anlauf zu schaffen. Ich begrüße deshalb jede noch so kleine Maßnahme im Regelwerk, das dazu beiträgt, den Sport etwas fairer zu gestalten. Was wir in Trondheim gesehen haben, war alles andere als ein Kavaliersdelikt - und sowas muss in Zukunft verhindert werden. Es sollen alle Sportler:innen zu gleich fairen Rahmenbedingungen über den Balken gehen.
Dass es nur faire Sportsmänner und Frauen gibt, kann man im Spitzensport nicht erwarten. Dafür geht es um zu viel Geld und Anerkennung. Jeder versucht, auch das noch so kleinste Rädchen im Getriebe zu optimieren, um den einen Meter oder Punkt vorne zu sein. Passiert diese Optimierung jedoch in einem Bereich, der über die berühmte Grauzone hinaus schon ins Schwarze geht, muss dem ein Riegel vorgeschoben werden.
Ich finde es toll, dass die FIS und alle Beteiligten so schnell reagiert haben und ein System gefunden haben, das die Wettkämpfe noch fairer macht. Selbst wenn man innerhalb des Reglements nach wie vor Sachen optimieren und sich dadurch vielleicht einen kleinen Vorteil gegenüber anderen rausholen kann - die gelben und roten Karten schweben wie ein Damoklesschwert über den Sportlern und habe sicher eine große abschreckende Wirkung.