Testspur mit interessanter Vergangenheit

RASCHAU/RAMSAU, 23. November – Die Testspur des Österreichischen Skiverbandes macht weiterhin von sich reden: Was die Peter Riedel GmbH innerhalb kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat, stößt in der internationalen Skisprungszene durchwegs auf Interesse und Begeisterung. Immer wieder finden sich Experten und Fachinteressierte in Ramsau am Dachstein ein, um die Anlage persönlich zu begutachten. Trainieren und testen können dort, klarerweise, lediglich österreichische Athleten.

Um der ganzen Wahrheit die Ehre zu geben, hatte alles schon viel, viel früher begonnen, vor rund 40 Jahren! Da schrieb Eberhard Riedel, der ehemalige DDR-Alpinstar (Sieger in Adelboden 1961, dreifacher Olympia-Teilnehmer) an seiner Diplomarbeit, die eine Thematik aus dem Sprunglauf behandelte. Der ausschweifende Titel 1974 lautete: „Der Einfluss der Skispannung, des Skibelags und der Skipräparation auf die Anlaufgeschwindigkeit beim Skisprung.“ Das hörte sich aber nicht nur blumig, sondern auch nach sehr viel Arbeit an. „Ebs“ Riedel errichtete in Oberwiesenthal im Auslauf der Fichtelbergschanze eine Teststrecke von 120 Metern, auf der er rund 900 Versuche mit verschiedenen Skimarken und Belagsarten durchführte. Er erkannte die immense Bedeutung der Gleitreibung zwischen Schnee, Eis und Ski und dass diese verringert werden müsste, um die Geschwindigkeitsfaktoren positiv zu beeinflussen. Und Riedel kam zum Schluss, dass eine permanente Testspur mit stationärer Messeinrichtung weniger störanfällig denn eine provisorische Anlage sei.

Den Erkenntnissen von Eberhard Riedel wurde in der DDR, sagen wir: nicht die gebührende Achtung geschenkt. Immerhin handelte es sich um Skispringen, um einen Sport, der von einigen wenigen ausgeübt wurde – und für diese hätte man nun zusätzliche finanzielle Mittel in die Hand nehmen sollen. Zudem war das Feedback der Sportler selbst nicht durchwegs positiv. Jochen Danneberg beispielsweise bemängelte, dass man mit Riedels vorgeschlagenen Methoden in der Anlaufspur schneller als notwendig wäre.

Die Diplomarbeit geriet also in Vergessenheit, und es sind (auch) die Meriten des Sohnes, dass der Vater nun wieder mit in das Rampenlicht des Sprunglaufs rückt. Peter Riedel ist nämlich ein international anerkannter Fachmann auf dem Gebiet des Anlaufspurbaus auf Skisprungschanzen, plant, produziert und konstruiert in Japan ebenso wie in Russland und Mittel- oder Nordeuropa und entwickelte sein Portfolio auch aufgrund der Ausführungen von „Ebs“ Riedel weiter.

Und dann kam das Jahr 2013, in dem einer der wichtigsten Skiverbände der Welt, der österreichische, mit Riedel und REHAU eine Partnerschaft eingingen und auch eine klare Vorgabe hatte: das Schaffen einer permanenten Testspur in Ramsau am Dachstein.

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