Deutschlands nächster Anlauf auf Riedels Meisterleistung

Am Samstag, 11. Januar, ist es wieder soweit: Dann steht der Riesentorlauf der Herren im Schweizer Adelboden auf dem Programm des FIS-Weltcups Ski Alpin. Nach vier von sieben Riesenslaloms der Saison führt der Österreicher Marcel Hirscher die Spezialwertung vor Ted Ligety aus den USA und Alexis Pinturault aus Frankreich an. Die Deutschen Stefan Luitz und Fritz Dopfer befinden sich auf den Rängen fünf und sechs, und Felix Neureuther ist 13.
Nicht so schlechte Aussichten also für Eberhard „Ebs“ Riedel, am 11.1.14 Abends weiterhin einen besonderen Rekord innezuhaben – jenen, als erster und bislang einziger Deutscher auf dem „Chuenisbärgli“ im Riesentorlauf triumphiert zu haben, damals, 1961, unter der Flagge der DDR.  

Seine Endzeit für die 2,2 km lange und Kräfte raubende Strecke von 2.32,1 Minuten konnte von niemandem unterboten werden. Mit Startnummer sieben war Roger Staub, der Schweizer Olympiasieger von Squaw Valley, an der Reihe, und Riedel hätte nie daran gedacht, dass er ihn schlagen könnte. Immerhin hatte der Eidgenosse in diesem Winter schon einige hochklassige Wettbewerbe absolviert, beispielsweise in Val d’Isere. Doch in Adelboden hatte Staub klar das Nachsehen. Er blieb 7,8 Sekunden hinter dem Ostdeutschen. (…) Nachdem Fahrer um Fahrer hinter Riedel zurückblieben, und vielen von ihnen die Strapazen der Strecke im Zielhang anzumerken waren, konzentrierte nicht nur er sich auf die Startnummer 30, auf den bärenstarken Schweizer Willy Forrer. (…) Der Toggenburger kämpfte sich mit einer prächtigen Leistung nach unten und lag im Ziel 1,3 Sekunden hinter Riedel auf Platz zwei. Noch Jahre später erzählte Forrer, wie er Riedel als „optisch unscheinbaren, kleinen aber sehr guten Athleten“ wahrgenommen hätte. „Sicher haben wir damals gedacht, dass ein anderer gewinnen würde, ein Westdeutscher oder Österreicher oder Italiener oder Schweizer, aber Riedel ist sehr, sehr gut gefahren – und dafür ist er auch sehr geachtet worden. Da hat es nicht geheißen, na ja, gewinnt halt ein Ostdeutscher.“
(aus: Spuren des Erfolgs von Eberhard und Peter Riedel, egoth, 2013)

„Das war eine besondere Zeit und ein besonderer Tag“, erinnert sich der Oberwiesenthaler zurück. „Mein Trainer Joachim Loos konnte es fast nicht glauben, dass ich gewonnen hatte - dabei hatte er mir ja die Strategie zum Sieg erklärt: volle Attacke im oberen Teilstück und präzise Linienführung im unteren.“ Dass der dreifache Olympiateilnehmer Riedel, der während der Spiele in Sotchi im Februar 76 wird, sich das Rennen nicht entgehen lässt, ist klar. „Doch ich verfolge den gesamten Ski-Weltcup mit regem Interesse“, sagt er. „Selbstverständlich würde es mich für mich persönlich freuen, wenn mein ,Rekord‘ noch länger Bestand hätte. Für den deutschen Skisport hingegen wünsche ich mir, dass sich möglichst rasch ein Nachfolger für mich in Adelboden finden lässt.“